Menschenherzen sind manchmal
Wie kleine Vögel im Schnee
Fröstelnd
Suchend
Auffliegend
Kommst du zu nah
Text & Foto Sandra Blume
Menschenherzen sind manchmal
Wie kleine Vögel im Schnee
Fröstelnd
Suchend
Auffliegend
Kommst du zu nah
Text & Foto Sandra Blume
Die Hände in wärmende Taschen vergraben
entschlossene Schritte setzen durchs Tal.
Über halb Gefrorenes, fast Geschmolzenes
beinahe ohne ein Straucheln gehen.
Auch das farbverlorene Land wankt noch
zwischen Erstarrung und Aufbruch.
Zaghaft singen Vögel
aus den Grauschatten
schmaler Buchenstämme.
Knisternd taut am Abhang
der stumpf gewordene Schnee.
Und hier geht es zur Hörversion: Durchs Tal auf youtube
Bedecke deine Wangen mit schwarzer Erde
Und dein Haar mit Sternenmoos.
Im windverwehten Laub am Fuß des Felsen
Sollst du Teil des schlafenden Waldes sein.
Werde still,
Verwachse mit der Landschaft,
Vermesse sie mit Worten
Und flüstere Geheimnisse von Fels zu Baum.
Trotze dem Westwind,
Lege ein Gefühl um jeden Hügel
Und atme ein –
Die Luft, sie schmeckt verheißungsvoll.
Als Mönchin vor der Welt verborgen
Lässt du Worte wie einen wärmenden Fluss
In die winterlichen Lande strömen.
Und die Lande flüstern zurück:
Hier bist du geborgen.
Kreuzworte in meinem Kopf.
Kreuzigende Worte,
Worte wie Speerspitzen
Oder wie feine Nadeln,
Die sich unter die Haut schieben
In Augenblicken der Schwäche.
Wenn der Regen, ein Tränenstrom,
Die funkelnde Schneehaut
Von den Hügeln spült
Und das nackte, braune Land darunter
Entblößt.
Barfuß stehe ich
In den schlammigen Wassern
Und öffne die Hände,
Damit sich das kommende Licht
Zwischen meinen Fingern
Fängt.
Und hier geht es zur Hörversion dieses Gedichtes: Lichtfänger auf youtube
Ich habe das schon lange vorgehabt. Aber es muss sonnig, windstill und eiskalt sein, sonst funktioniert es nicht. Heute morgen war es soweit. Zum Sonnenaufgang habe ich bei minus 15 Grad nach vielen misslungenen Versuchen und einer Menge Seifenwasser im Gesicht, schließlich zwei wunderschöne Blasen von gefrorenem Glück entstehen lassen. Ich kam zu spät zur Arbeit. Aber das war es mir wert …
Diese herzatmende Stille
Zwischen Feuer und Schnee
Vor den Fenstern erwachte
Ein funkelnder Amselmorgen
Der Ofen glühte
Und deine sanften Hände
Hatten den Tisch
Mit Kerzen und Kaffee gedeckt
Während wir
Mit zerzaustem Haar
Seelig
In die Winterlandschaft sahen
Wusste ich
Um die Unbezahlbarkeit
Dieses Augenblickes
Der ohne Worte
Von tiefster Nähe sprach
Und hier geht es zur Hörversion dieses Gedichtes: Amselmorgen auf youtube
Schneestille
Nichts regt sich
Vorm Fenster
Voll Abwesenheit
Steht die Nacht
Um das halbleere Bett
Die Entfernung aufwickeln
Wie eine Schnur
Dieses alte zerfaserte Band
Du weißt schon
Das dennoch hält
Aufwickeln
Und wissen
Dass am anderen Ende
Wärme ist.
Und hier geht es zur Hörfassung: DIESES ALTE ZERFASERTE BAND auf youtube
Wintermorgenstill
Bannkreis ums Herz gezogen
Harrend der Dinge
Die mich finden werden
Verborgen
In den dunklen Zwischenräumen
Zu viel gesagter Worte
Schneekristalle im Haar
Betrachte ich
Die Bruchstücke
Eines Lebens
Sich zusammenfügend
Unterm Eis
Auffliegen wie der silberne Reiher
Am See heute Morgen.
Einatmen die frostklare Luft
Und den Erdgeruch gefallenen Laubs.
Auch ich fiel. Tage und Wochen
Wie Herbstlaub vom Himmel.
Getrieben von Wünschen
Und vom wirbelnden Wind.
Nun stehen die Bäume
Wie gezeichnet
Vorm lodernden Sonnenaufgang
Und was fallen musste, das fiel.
Stille zog in die leeren Zweige ein,
Am Boden Liegendes ruht nun und wandelt sich.
Es atmet leise aus sich erweiternder Brust
Und träumt vom innigen Flug.
Copyrigth Poeta 2016
Ein besonderer Moment im Jahr ist der erste Frostmorgen. Wenn das Land starr liegt, mit Reif überzogen. Und mit dem Sonnenaufgang beginnt das glitzernde Wunder…
NOVEMBERMORGEN
Auf dem gefallenen Blatt
glimmen frosterstarrt
letzte Funken eines großen Sommers.
Wir hauchen warmen Nebel in die Hand,
während die Sonne das gefrorene Land
langsam mit Licht überzieht.
Weiße Reiher fliegen auf, schwerelos.
Die Flügel golden durchleuchtet und groß
vorm erwachenden Tag.
Wunder aus Licht im Abschiedsverzagen.
Uns fängt nicht die Kälte, denn wir tragen
in uns warme Sommerfunken.