Herbstmorgen

Gedichte

Den Duft nach Reife trägt die Luft
Und auch im Licht sind erste schwarze Töne.
Komm bald, mein Liebster,
denn der Sommer geht vorbei.

Es bleibt nur wenig Zeit
Auf Wiesen noch zu liegen
In warmen Wassern zu treiben
Die Sonne im Gesicht.

Leg dir die Hand aufs Herz
Ich spür es schlagen
Lass uns ineinander wachsen
Für eine kleine Zeit

Halt an den Augenblick
Für ein Stückchen Sommerewigkeit.

Herz aus Glas

Gedichte

Auf den Straßen kocht der Asphalt.
Die Gräser dürren am Halm zu Heu.
Und ermattet liegen alle Blumen,
die du zu meinem Empfang hast gesät.

Blau knallt der Himmel auf uns nieder,
aus schlaffem Gezweig winkt ratlos der Wind.
Und stöhnend lieben wir die heißen Stunden,
die wohl die letzten dieses Sommers sind.

Unsere Gesichter nah und näher
atmen wir nur noch Haut an Haut.
Wir leben im Schatten vergangener Tage.
In einem Schloss aus glühendem Sand gebaut.

Und so viel ich unter deiner
zärtlichen Hand vergaß:
Mein Herz aber, mein Liebster,
ist ein Ding aus Glas.

An der Biegung des Flusses

Gedichte

Morgennebel2jpg

Am Abend,
an der Biegung des Flusses,
unter den flechtenbehangenen Erlen,
vertrau ich dem Wasser alle Nöte an.

Wie gelassen rauscht das Flüsschen
auf stets demselben Weg durchs Tal:
Von der Quelle zur Mündung,
vom Beginn zum Ende
(das immer neuer Anfang ist).

Fern im Dorf das Abendläuten.
Im schwindenden Licht
will ich forttreiben lassen,
was mich anficht,
versenken, was beschwert.

Wie viel leichter der Schritt
durch das Moos zurück.
Nicht müde werden will ich,
dem Fluss zu gleichen
in der Obhut alter Erlen.