Märzglöckchen

Fotos

Allerliebste Märzglöckchen habe ich heute im Hainich-Urwald gefunden. Ganze Teppiche haben sich unter den noch lichten Buchen ausgebreitet. Und ja, ich weiß, es sind eigentlich MärzenBECHER. Aber sie sehen doch vielmehr wie Glöckchen und nicht wie Becher aus, finde ich. Und dann entdecke ich – über die Glöckchen-oder-Becher-Frage nachgrübelnd – bei Wikipedia, dass der Name Märzglöckchen ebenfalls richtig ist. Und weil es im Märzglöckchen-Hain sitzend so schön ist, über Blumennamen nachzudenken, habe ich auch gleich das Schneeglöckchen nachgesehen. Und hach, welch reiche Namensbeute! Man nennt das Schneeglöckchen auch: Hübsches Februar-Mädchen, Lichtmess-Glöckchen, Märzveilchen, Marienkerze, Milchblume, Schnee-Durchstecher, Schneetulpe, Weiße Jungfrau oder Weißglatze.
Ich freue mich also künftig auf hübsche „Februar-Mädchen“, wenn im Januar die ersten grünen Spitzen im Garten das alte Laub durchbrechen.

 

Durchs Tal

Gedichte

Die Hände in wärmende Taschen vergraben
entschlossene Schritte setzen durchs Tal.
Über halb Gefrorenes, fast Geschmolzenes
beinahe ohne ein Straucheln gehen.
Auch das farbverlorene Land wankt noch
zwischen Erstarrung und Aufbruch.
Zaghaft singen Vögel
aus den Grauschatten
schmaler Buchenstämme.
Knisternd taut am Abhang
der stumpf gewordene Schnee.

Und hier geht es zur Hörversion: Durchs Tal auf youtube

Frühlingsknistern

Miniaturen

Als ich heute morgen aus dem Hause trat, knisterte die Welt. Es klang, als gingen winzigkleine Regentropfen auf altem Laub nieder. Als würde Brausepulver prickelnd auf der Zunge zergehen. Doch meine ausgestreckte Hand blieb leer. Lauschend stand ich. Hochte in den Garten hinein und zum Feldweg hinaus. Das Knistern drang aus der Erde herauf. Als würden sich Millionen Poren gleichsam öffnen und wieder schließen. Denn der Morgen war kalt. Es war, als atmete die Erde prüfend die Luft ein und langsam wieder aus, wobei die letzten Eiskristalle auf ihrer Kruste knisternd zersprangen. Am Nachmittag habe ich die Gartenstühle aus den Winterverstecken befreit. Über den pastellblauen Himmel zogen Kraniche. Von Süd nach Nord.

©Poeta 2016

 

Vorfrühling

Gedichte

Vorfrühling

Im Garten liegen noch Kissen,
die ich am Morgen vergaß.
Grüne Zeugen einer halben Frühlingsstunde,
in der ich träumend
vor der alten Laube saß.

Und Sonne wärmte mir die
sehnsuchtsvolle Haut.

Nun ist der Tag  wonnig
unter meinen Händen zerflossen,
still gesellt Minute um Minute
sich zur Vergangenheit.
Der Himmel färbt sich fliedern ein
und es wird Zeit,
den Ofen anzuzünden.

Im Garten liegen noch die Kissen,
im kalten Abendschein
sie werden meine Wärme wohl vermissen
vielleicht hol ich sie noch herein…

©Poeta 2016