Durchs Tal

Gedichte

Die Hände in wärmende Taschen vergraben
entschlossene Schritte setzen durchs Tal.
Über halb Gefrorenes, fast Geschmolzenes
beinahe ohne ein Straucheln gehen.
Auch das farbverlorene Land wankt noch
zwischen Erstarrung und Aufbruch.
Zaghaft singen Vögel
aus den Grauschatten
schmaler Buchenstämme.
Knisternd taut am Abhang
der stumpf gewordene Schnee.

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Amselmorgen

Gedichte

Diese herzatmende Stille

Zwischen Feuer und Schnee

Vor den Fenstern erwachte

Ein funkelnder Amselmorgen

Der Ofen glühte

Und deine sanften Hände

Hatten den Tisch

Mit Kerzen und Kaffee gedeckt

Während wir

Mit zerzaustem Haar

Seelig

In die Winterlandschaft sahen

Wusste ich

Um die Unbezahlbarkeit

Dieses Augenblickes

Der ohne Worte

Von tiefster Nähe sprach

 

 

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Zauber einer Schneenacht

Gedichte

Geh nicht hinaus in den Schnee,
wo der kalte Mond
glitzernde Paläste baut,
wo die Sterne ihr Licht
in der Ackerfurche
sacht zur Ruhe betten.

Dort stehn die Bäume
wie gemalt.
Sie sind nicht mehr von dieser Welt
und ihre langen Schatten
wandeln schon im Anderwärts.

Da ist kein Laut:
kein Zweig flüstert
und keiner Eule Feder fällt.
Alles ruht starr,
wie zur Betrachtung hingestellt.

Geh nicht hinaus in den Schnee,
zerschreite knirschend diese Pracht,
stör nicht die große Stille
der langen Winternacht.

©Poeta 2016

Kraniche im Januar

Miniaturen

Schneetreiben. Der Nachthimmel hallt vom Rufen der Kraniche. Flüsternd wehen kalte Flocken um das Haus, legen sich auf graues Gefieder. Im Kamin steigen knisternd Funken auf, der Schnee hüllt die rastenden Kraniche in weiße Mäntel ein. Auf der Fensterbank die Katze rollt sich zusammen, vergräbt die Nase im dichten Fell. Schneebedeckte Bäume raunen im Wind und den Vögeln des Glücks wächst in der Dunkelheit eine Eishaut, dort, wo das Gefieder endet und der Schnee beginnt. Ich schüre das Feuer im Ofen. Sie warten in der langen Winternacht – Kraniche im Januar.

©Poeta 2016

Wie der Schnee fällt

Gedichte

Lautlos
segeln kleine Federn
aus dem großen Wolkenbett.
Ein Kind singt,
ein Klavier klingt,
am späten Nachmittag.

Ein grauer Horizont beginnt
nur eine Handbreit hinterm Gartenzaun.
Die Flocken fallen dicht
eine tapfere Amsel spricht
ihr Lied in den kalten Schnee.

Unablässig gehn sie nieder
von einem Himmel, der verschwand,
und legen sich wie ein Gefieder
sacht auf das erstarrte Land.

©Poeta 2016