Erster Frostmorgen

Fotos, Gedichte

 

Ein besonderer Moment im Jahr ist der erste Frostmorgen. Wenn das Land starr liegt, mit Reif überzogen. Und mit dem Sonnenaufgang beginnt das glitzernde Wunder…

NOVEMBERMORGEN

Auf dem gefallenen Blatt
glimmen frosterstarrt
letzte Funken eines großen Sommers.

Wir hauchen warmen Nebel in die Hand,
während die Sonne das gefrorene Land
langsam mit Licht überzieht.

Weiße Reiher fliegen auf, schwerelos.
Die Flügel golden durchleuchtet und groß
vorm erwachenden Tag.

Wunder aus Licht im Abschiedsverzagen.
Uns fängt nicht die Kälte, denn wir tragen
in uns warme Sommerfunken.

Herbstmorgen

Gedichte

Den Duft nach Reife trägt die Luft
Und auch im Licht sind erste schwarze Töne.
Komm bald, mein Liebster,
denn der Sommer geht vorbei.

Es bleibt nur wenig Zeit
Auf Wiesen noch zu liegen
In warmen Wassern zu treiben
Die Sonne im Gesicht.

Leg dir die Hand aufs Herz
Ich spür es schlagen
Lass uns ineinander wachsen
Für eine kleine Zeit

Halt an den Augenblick
Für ein Stückchen Sommerewigkeit.

Mit Liebe betrachtet

Miniaturen

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Heute Morgen bin ich einmal mehr meiner Lieblingsbeschäftigung nachgegangen und habe den Sonnenaufgang genossen. Mit kalten Händen und geröteten Wangen. Fünf Minuten Licht gefrühstückt, innegehalten auf dem Weg zum Tagwerk. Die Welt wäre ganz sicher ein besserer und entspannterer Ort, würde es mehr Sonnenaufgangsgenießer geben. Nun könnte man einwenden, dass nicht jeder das Glück hat, am Morgen auf bezaubernden kleinen Landstraßen einer überherrlichen Gegend unterwegs zu sein. Genaugenommen aber ist dieses Hügelland schlicht. Es ist von maßvoller mitteldeutscher Lieblichkeit, wie sie beinahe überall vorkommt. Einzigartig wird es, weil ich es mit Liebe betrachte.

©Poeta 2016

Es gibt Tage, da liegt ein Nebel über diesem Land:

Gedichte

Nebel hat die Wiese aufgelöst.
Als bloßer Schatten schwebt der Wald darüber.
Und auch vom Nachbardorf blieb nur ein Umriss stehn.
Alle Fernen versinken im Dunst,
und nur was nah ist, prunkt mit Klarheit:
Tuschzeichnungen sind die glänzenden Gräser im Morgentau.
Gefangen glitzern Wassertröpfchen in den Netzen kleiner Spinnen.

Vertrautes ist beinahe fremd geworden.
Der Blick hinaus mit Undurchsichtigkeit verstellt.
Ich aber wandre durch das neue Nebelland,
erkenne nicht mehr meinen Nächsten.

 

©Poeta 2015