Ungeborgen

Gedichte

Die blauen Träume
Ließen dich allein
Mit aschenem Lächeln
Flussaufwärts
Flussabwärts
Bist du nun geborgen
Auf grauem Stein

 

 

Ich spreche kein Wort Isländisch. Dennoch ist sind diese Verse eine Art „Übersetzung“. Auf Olafur Arnalds wunderbarer Platte „Island Songs“ spricht der isländische Dichter Einar Georg ein seltsam berührendes Gedicht. Ein Gedicht, das schon wie eine Musik klingt, längst bevor die musikalische Begleitung einsetzt. Ich weiß nicht, wovon es handelt. Nur, dass es mich nicht loslassen wollte in den letzten Tagen. Eines Abends sangen diese isländischen Verse in meinem Kopf  und mir kamen Worte in meiner eigenen Sprache in den Sinn. Als ich am nächsten Tag am Fluss entlang ging, entstand dieses kleine Gedicht – beinahe wie von selbst. Ich habe erst versucht, noch mehr von dem Gedicht zu „übersetzen“, aber schnell gemerkt, dass alles, was ich dazu fühle, schon in diesen wenigen Zeilen liegt.

Durchs Tal

Gedichte

Die Hände in wärmende Taschen vergraben
entschlossene Schritte setzen durchs Tal.
Über halb Gefrorenes, fast Geschmolzenes
beinahe ohne ein Straucheln gehen.
Auch das farbverlorene Land wankt noch
zwischen Erstarrung und Aufbruch.
Zaghaft singen Vögel
aus den Grauschatten
schmaler Buchenstämme.
Knisternd taut am Abhang
der stumpf gewordene Schnee.

Und hier geht es zur Hörversion: Durchs Tal auf youtube

Hörgedichte

Gedichte

Liebe Bloggerfreunde,

weil ich heute beim Einsprechen meiner Gedichte so schön im Schwung war, habe ich gleich auch meinen Lieblings-Rilke aufgenommen und kredenze ihn Euch als Wort zum Sonntag, gewissermaßen (aufnahmetechnisch wie immer semiprofessionell, vom eigenen Tonstudio träume ich noch 😉 .

Zu den gesprochenen Poeta-Gedichten geht es hier: Poeta-Gedichte auf youtube. Die Idee ist es, Stück für Stück alle Texte auf meinem Blog immer auch in einer Hörfassung anzubieten. Wünsche Euch einen schönen Abend und einen guten Start in die neue Woche!

Sirius

Gedichte

Unterm Wolfsstern
Diesem zweigesichtigen
Unheilsverkünder
Haben wir gesessen
Und Liebe gespielt.

Wie ein Ertrinkender
An mich geklammert
Warfst du dein Gefühl
Bis an den Rand
Des Sternensystems.

Doch bald schon flackerte dein Blick
Wie das Gestirn
Unter dem Gift deiner Gedanken.
Auf immer
Ziehst du, Doppelgesichtiger,
Ruhlos über das Meer.

 

Und hier geht es zur Hörfassung: SIRIUS auf youtube

 

Foto: Stephan Schrön (zum Sterne fotografieren fehlt mir die Technik :-))

Mönchin

Gedichte

monchin

Bedecke deine Wangen mit schwarzer Erde
Und dein Haar mit Sternenmoos.
Im windverwehten Laub am Fuß des Felsen
Sollst du Teil des schlafenden Waldes sein.

Werde still,
Verwachse mit der Landschaft,
Vermesse sie mit Worten
Und flüstere Geheimnisse von Fels zu Baum.

Trotze dem Westwind,
Lege ein Gefühl um jeden Hügel
Und atme ein –
Die Luft, sie schmeckt verheißungsvoll.

Als Mönchin vor der Welt verborgen
Lässt du Worte wie einen wärmenden Fluss
In die winterlichen Lande strömen.

Und die Lande flüstern zurück:
Hier bist du geborgen.