Amselmorgen

Gedichte

Diese herzatmende Stille

Zwischen Feuer und Schnee

Vor den Fenstern erwachte

Ein funkelnder Amselmorgen

Der Ofen glühte

Und deine sanften Hände

Hatten den Tisch

Mit Kerzen und Kaffee gedeckt

Während wir

Mit zerzaustem Haar

Seelig

In die Winterlandschaft sahen

Wusste ich

Um die Unbezahlbarkeit

Dieses Augenblickes

Der ohne Worte

Von tiefster Nähe sprach

 

 

Und hier geht es zur Hörversion dieses Gedichtes: Amselmorgen auf youtube

Das Lied des Ufereises

Miniaturen

Ufereis

Auf den Resten der Eisdecke des Sees spielten Wasser und Wind eine gläserne Melodie.
Zunächst meinte ich, als das Klimpern und Klingen begann, es hätte einer ein Windspiel in die Bäume gehängt. Die Brise frischte auf und schlug Wellen ans sandige Ufer, in denen zerbrochenen Gläsern gleich, kleine Eisstücke schwappten. Sie klimperten Eismelodien zum fauchenden Wind. Ins Ried geduckt saß ich lauschend mit geschlossenen Augen. Der Klang leise pfeifender Gänseflügel über mir, das flüsternde Rascheln der dürren Gräser und schließlich das Rauschen von Kranichschwingen gingen ein in das fröstelnd schöne Konzert des langsam schwindenden Ufereises.

©Poeta 2016

Wald- und Wassergeheimnisse

Fotos

Flüsternd erzählt der Wind im dürren Riedgras Geheimnisse von Halm zu Halm. Der Mangel an Mensch und Geräusch, die Langsamkeit und die melancholischen Farben im dezemberkalten Spreewald sind immer Balsam für die aufgerauhte Herzhaut. Schwarzsilbernes Licht auf den Fließen, violette Töne unter dem Astwerk am bemoosten Ufer und milchmilder Schein über den Wiesen. Unendlich langsam fließen die zahllosen Wasser, während unter alten Erlen weiße Kühe grasen. Frieden um mich und in mir. So muss ein Jahr beginnen.

©Poeta 2016