Erster Frostmorgen

Fotos, Gedichte

 

Ein besonderer Moment im Jahr ist der erste Frostmorgen. Wenn das Land starr liegt, mit Reif überzogen. Und mit dem Sonnenaufgang beginnt das glitzernde Wunder…

NOVEMBERMORGEN

Auf dem gefallenen Blatt
glimmen frosterstarrt
letzte Funken eines großen Sommers.

Wir hauchen warmen Nebel in die Hand,
während die Sonne das gefrorene Land
langsam mit Licht überzieht.

Weiße Reiher fliegen auf, schwerelos.
Die Flügel golden durchleuchtet und groß
vorm erwachenden Tag.

Wunder aus Licht im Abschiedsverzagen.
Uns fängt nicht die Kälte, denn wir tragen
in uns warme Sommerfunken.

Es gibt Tage, da liegt ein Nebel über diesem Land:

Gedichte

Nebel hat die Wiese aufgelöst.
Als bloßer Schatten schwebt der Wald darüber.
Und auch vom Nachbardorf blieb nur ein Umriss stehn.
Alle Fernen versinken im Dunst,
und nur was nah ist, prunkt mit Klarheit:
Tuschzeichnungen sind die glänzenden Gräser im Morgentau.
Gefangen glitzern Wassertröpfchen in den Netzen kleiner Spinnen.

Vertrautes ist beinahe fremd geworden.
Der Blick hinaus mit Undurchsichtigkeit verstellt.
Ich aber wandre durch das neue Nebelland,
erkenne nicht mehr meinen Nächsten.

 

©Poeta 2015