Frühlingsknistern

Miniaturen

Als ich heute morgen aus dem Hause trat, knisterte die Welt. Es klang, als gingen winzigkleine Regentropfen auf altem Laub nieder. Als würde Brausepulver prickelnd auf der Zunge zergehen. Doch meine ausgestreckte Hand blieb leer. Lauschend stand ich. Hochte in den Garten hinein und zum Feldweg hinaus. Das Knistern drang aus der Erde herauf. Als würden sich Millionen Poren gleichsam öffnen und wieder schließen. Denn der Morgen war kalt. Es war, als atmete die Erde prüfend die Luft ein und langsam wieder aus, wobei die letzten Eiskristalle auf ihrer Kruste knisternd zersprangen. Am Nachmittag habe ich die Gartenstühle aus den Winterverstecken befreit. Über den pastellblauen Himmel zogen Kraniche. Von Süd nach Nord.

©Poeta 2016

 

Vorfrühling

Gedichte

Vorfrühling

Im Garten liegen noch Kissen,
die ich am Morgen vergaß.
Grüne Zeugen einer halben Frühlingsstunde,
in der ich träumend
vor der alten Laube saß.

Und Sonne wärmte mir die
sehnsuchtsvolle Haut.

Nun ist der Tag  wonnig
unter meinen Händen zerflossen,
still gesellt Minute um Minute
sich zur Vergangenheit.
Der Himmel färbt sich fliedern ein
und es wird Zeit,
den Ofen anzuzünden.

Im Garten liegen noch die Kissen,
im kalten Abendschein
sie werden meine Wärme wohl vermissen
vielleicht hol ich sie noch herein…

©Poeta 2016

Mit Liebe betrachtet

Miniaturen

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Heute Morgen bin ich einmal mehr meiner Lieblingsbeschäftigung nachgegangen und habe den Sonnenaufgang genossen. Mit kalten Händen und geröteten Wangen. Fünf Minuten Licht gefrühstückt, innegehalten auf dem Weg zum Tagwerk. Die Welt wäre ganz sicher ein besserer und entspannterer Ort, würde es mehr Sonnenaufgangsgenießer geben. Nun könnte man einwenden, dass nicht jeder das Glück hat, am Morgen auf bezaubernden kleinen Landstraßen einer überherrlichen Gegend unterwegs zu sein. Genaugenommen aber ist dieses Hügelland schlicht. Es ist von maßvoller mitteldeutscher Lieblichkeit, wie sie beinahe überall vorkommt. Einzigartig wird es, weil ich es mit Liebe betrachte.

©Poeta 2016