Lost place,
denke ich,
am See meiner Kindheit,
den die Brennesseln belagern
und die gefallenen Baumriesen,
schlafend unterm Moos.
Dort ist der kleine Sandstrand
unsichtbar geworden,
an dem ich zehenbohrend stand
und nicht ins Wasser durfte:
Deine Lippen, Kind, sind noch ganz blau.
Gegenüber war die sagenumwobene, schwimmende Insel,
die inzwischen unterging
in verlandenden Ufern
oder verschwand,
wie das Land, aus dem ich kam.
Der Wald rückte vor
und unsere Wiese eifriger Spiele
überranken nun dornige Lianen –
undurchdringliches Dickicht.
Stimmen und Gelächter hängen
wie vergessene Echos
im Astwerk.
Verloren gegangener Ort.
Kein Weg mehr zurück ans Wasser.
Der Hautsee bei Dönges ist ein kleiner See, der vor Jahrhunderten durch einen Erdfall enstand. Eine natürliche Insel aus Torf mit Moorbirken darauf – die wie Haut auf der Milch an der Seeoberfläche schwimmt – macht ihn in ganz Thüringen einzigartig. Ich habe dort als Kind schwimmen gelernt. Der See erschien mir damals um ein vielfaches größer. Inzwischen ist er ein Naturdenkmal. Wo früher die Liegewiese der Badenden war, ist er wie ein Dornröschenschloss umwuchert.