abschied ist ein stumpfes schwert
wie lang schon hättest du ausholen,
zum schlag ansetzen müssen
wie lang aber bist du geblieben
hast überlegt, das schwert zu schärfen
hast die klinge geprüft
das rostende metall unterm verwundbaren finger
gefühlt und dich fürs hoffen entschieden
abschied ist: ab-scheiden,
ab-trennen, ab-schneiden,
liegen lassen und ohne dieses weiter gehen
ist: das vergangene vom jetzigen scheiden
und abgeschieden sein, von dem was war
das ist eine traurige sache
da lässt du das schwert lieber stumpf
und sägst nur ein bisschen
an den verhältnissen herum
dabei hätte, was du zurücklässt, gewicht
gewicht, um das du leichter wärst,
wenn du es nicht mehr tragen musst
leg es auf die waage
und dann komm:
nimm den wetzstein zur hand
© Text & Foto: Sandra Blume, Mai 2017
oha! das ist sehr gut! messerscharf, wenn ich das so sagen darf 😍
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Ich denk natürlich gleich wieder an Roger Wittaker…
Allerdingsens: Deins les ich gern wieder.
Und dann gleich nochmal, weil es allzu bekannt klingt.
Doch mir Herrenloser und Vogelfreier fällt das Anfeuern und ein Schlachtengesang leicht. Ich erinnere mein Schwert schärfer als meinen Namen und ziehe es nur, wenn ich vorhabe mich damit um mein Leben zu verteidigen. Ich wählte ein japanisches Dai-Katana. Die schneiden durch alles wie Papier, sogar durch rostige Eisenfesseln um Ringfinger. Fürs verklemmte Beziehungs-Getriebe empfehle ich WD40 oder Ballistol, für vernagelte Ansichten eine Kombi-Zange und was nicht passt, wird weggeflext und hochdruckgereinigt.
Mein Schwert hab ich zwar, doch brauche es nur noch zu repräsentativen Demo-Zwecken.
Adieu sage ich mit Blumen, nicht hindurch und beende, was schädlich wuchert mit einem sauberen Schnitt. Dabei denke ich sinnigerweise ans Gärtnern oder an eine Operation.
Das stresst einfach weniger als Schlachtengetümmel und hinterlässt keine Opfer. (Hoffentlich)
Feines Poem, Deins und meine Gedanken dazu wie Kekskrümel✨
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Feine Kekskrümel hast Du da ausgestreuselt, liebe Fee! Ja ja der Roger, der sang nach einem alten Sprichwort, dass Abschied ein scharfes Schwert sei. Mir aber gings ums Gegenteil. Diese lange hinausgezögerten, weggehofften und vermiedenen Abschiede, die aber dennoch unvermeidlich sind – bei mir und anderen beobachtet. Gelegentlich macht ein sauberer Schnitt weniger Blutvergießen als die stumpf vor sich hin sägende Klinge der Selbsttäuschung…
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Das Bild hat schon eine sehr Poetische Stimmung an sich. Licht und Schatten kommen sehr gut.
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Danke Dir! War ein Urlaubsschnappschuss am Lago Di Garda… 😊
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Das wiegt schwer, dieses Schwert. Auf vielerlei Ebenen ist dein Text umfassend, obwohl in dem Punkt fast das Gegenteil vom Abschneiden.
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Welchen Punkt meinst Du denn Liebe Ule? Ich stelle gerade – auch anhand der Reaktionen auf facebook – fest, dass man Text offenbar in mehrere Richtungen lesen kann…
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In dem Punkt von „umfassend“ ☺
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Dein Text …
lässt mich schmunzeln,
insbesondere die Coda 🙂
Tolles Foto auch,
im nördlichen Teil des Gardasees aufgenommen
(Monte Baldo Gegend?!)
Liebe Morgengrüße
vom Lu
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